
Der sogenannte Philipper-Hymnus ist für mich wahrscheinlich einer der schönsten und wichtigsten Texte des Neuen Testamentes jenseits der Evangelien. Es ist ein Lied, ein Glaubensbekenntnis, vor allem aber ein „lifestyle“. Paulus schreibt so etwas wie eine Einleitung zu diesem Text, der nicht Teil der heutigen Lesung ist, in seinem Brief an die Gemeinde von Philippi. Und damit auch an uns: „Wenn es also eine Ermahnung in Christus gibt, einen Zuspruch aus Liebe, eine Gemeinschaft des Geistes, ein Erbarmen und Mitgefühl, dann (…) seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht:“ (Phil 2, 1–5) Die Einleitung endet mit einem Doppelpunkt.
Es geht nicht einfach nur darum Gott zu ehren, ihn hochleben zu lassen. – Und die Menschen rundherum sind mir egal … – die nahen wie die fernen. Es ist keine Theorie.
Woran wird meine Nachbarin, mein Arbeitskollege, meine Familie erkennen, dass ich Christin bin? Woran erkennt die Welt Christen und Christinnen, die ganze Kirche?
Vielleicht daran, dass wir einander in Liebe verbunden sind, einmütig, einträchtig, dass wir nichts aus Streitsucht und nichts aus Prahlerei tun. Sondern in Demut schätzt einer den andern höher ein als sich selbst. Jeder achtet nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen. Sind wir untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht?
Wir schauen heute auf das Kreuz von Jesus, weil wir uns auf seine Auferstehung verlassen können. Es bleibt die größte Frage unseres Glaubens. An diesem Punkt unterscheidet sich alles: Ist Jesus ein großartiger Mensch, ein radikaler Spinner, der Sohn des Allmächtigen, mein Erlöser, …? Ein Gefühl, eine Theorie, eine Theologie? Oder eben
Beziehung, eine tragfähige Liebesbeziehung, die die unbegreifliche Hoffnung neuen
Lebens in sich birgt.