Das Fest der „Darstellung des Herrn“, das am 2. Februar begangen wird, ist eines der ältesten christlichen Feste, aber aus dem Alltag vielerorts fast verschwunden. Traditionell damit verbunden waren Lichterprozessionen und Kerzenweihen. Es feiert die Rückkehr des Lichts, das Schutz und Wohlstand symbolisiert. Es erinnert an die Darstellung Jesu im Tempel, der als Licht des Volkes Israel verstanden wird.
Gleich von zwei wichtigen Ereignissen berichtet das Evangelium des Festes:
Erstens: Jesus, der Messias, kommt zum ersten Mal in den Tempel und begegnet Hanna und Simeon. Sie vertreten das Volk Gottes des Alten Bundes. In der Ostkirche wird das Fest daher bis heute „Begegnung des Herrn“ genannt.
Zweitens: Bei uns im Westen war Maria lange die zentrale Figur. Zu biblischer Zeit galt eine Frau nach der Geburt eines Jungen als unrein. Am 40. Tag nach der Geburt hatte sie nach jüdischem Gesetz im Tempel das Reinigungsopfer darzubringen. Die Bräuche der Kerzenweihe und der Prozession kamen erst später auf.
Seit der Liturgiereform von 1960 ist Jesus wieder die Hauptperson und das Fest wird „Darstellung des Herrn“ genannt.
Doch: Was hat es damit auf sich, dass Jesus in den Tempel gebracht wurde? Es ist ebenfalls ein jüdischer Brauch und geht auf die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten zurück. Gott spricht zu Mose: „Erkläre alle Erstgeburt als mir geheiligt! Alles, was bei den Israeliten den Mutterschoß durchbricht, bei Mensch und Vieh gehört mir.“ (Ex 13,2) Die Israeliten sollen also alle männlichen erstgeborenen Tiere vor den Herrn bringen, weil sie ihm gehören. Schafe und Esel sollen durch Geld ausgelöst werden. Wenn man sie nicht auslösen will, soll man ihnen das Genick brechen. Auch die erstgeborenen Söhne müssen ausgelöst werden. Bis heute praktizieren orthodoxe Juden diesen Brauch in einer Zeremonie bei einem Geistlichen.
Christinnen und Christen wurden bei ihrer Taufe in die Kirche gebracht und gehören Gott, sind Kinder Gottes. Sie müssen deswegen nicht Tag und Nacht in der Kirche bleiben, aber sind eingeladen und aufgefordert, ein Leben zu führen, dass Gott entspricht. Wie das geht, hat Jesus vorgelebt und aufgezeigt, wie das gehen kann und nach dem Willen des Vaters gelebt, ganz Gott geweiht. Er hat nichts ausgelöst. Der Festtag ist vielleicht eine Einladung, darüber nachzudenken, wie es uns mit unserem Christsein geht. Darf Gott in alle unsere Lebensbereiche hineinwirken oder gibt es etwas, das wir für uns behalten, sozusagen auslösen?
SR. M. Anastasia Franz