Der Prophet Jeremia spricht von einem
„gerechten Spross“, der im Land Israel aufblühen soll. Doch was bedeutet Gerechtigkeit? Manche Fragen scheinen klar: Gleiche Arbeit sollte gleichen Lohn bringen. Es bleibt ungerecht, dass Frauen oft weniger verdienen als Männer, obwohl sie die gleiche Arbeit leisten. Andere Fragen sind schwieriger: Ist es gerecht, dass Menschen, die nie in das Sozialsystem eingezahlt haben, dennoch Unterstützung daraus erhalten? Oder stellt es eine gerechte Last dar, wenn Höherverdienende stärker besteuert werden als jene, die weniger verdienen?
Es kommt der Moment, in dem jemand für all das Recht sprechen muss. In der Bibel übernimmt Gott diese Rolle und steht stets auf der Seite der Schwachen und Unterdrückten. Gottes Gerechtigkeit ist nicht nur ausgleichend, sondern auch mitfühlend. Sie geht Hand in Hand mit seiner Barmherzigkeit. Gott stärkt die Schwachen und stürzt die Mächtigen.
In der biblischen Zeit war das Leben der Menschen in Israel von Unterdrückung und Ungerechtigkeit geprägt. Das Volk sehnte sich nach einer Umkehr der Verhältnisse – einer Umkehr, die die Machtverhältnisse auf den Kopf stellt. Auch heute warten viele auf diese Veränderung. Die Antwort Gottes auf diese Hoffnungen der damaligen Zeit war Jesus Christus – doch sein Weg war für viele überraschend anders, als sie erwartet hatten.
Haben Sie Ungerechtigkeit erfahren? Wie haben Sie darauf reagiert? Was war Ihr erster Impuls? Wie können wir auf Ungerechtigkeit reagieren und die Welt um uns herum gerechter machen?
Stefanie Hinterleitner ist Pastoralassistentin in der Linzer Dompfarre und in der Martinskirche Linz.