Wie sind Sie zur Musik und speziell zur Kirchenmusik gekommen?
Elisabeth Metzler-Faißt: Musik hat mich immer schon umgeben, von früh auf wurde mit uns gesungen und später musiziert. Als „Familienmusik Metzler“ haben wir als Familie musiziert und gesungen – zunächst in der Kirche mit geistlichen Liedern. Später auch mit Volksliedern/Volksmusik aus dem Bregenzerwald und auch hier war der Ausgangspunkt wieder ein kirchlicher: Das Marienheim in Andelsbuch, das von Barmherzigen Schwestern geführt wurde und eine Pension betrieb; hier haben wir für die Leute (vorwiegend ältere Menschen) zuerst den Gottesdienst gestaltet und dann den Frühschoppen.
Da war die Richtung zum Beruf wohl schon vorgegeben. Wie sah Ihre musikalische Ausbildung genau aus?
Elisabeth Metzler-Faißt: Ich hatte Instrumentalunterricht an der Musikschule Bregenzerwald (Violine, Klarinette, Oboe) und besuchte die Musikhauptschule Lingenau. Hier war u.a. Birgit Plankel für mich eine wichtige Mentorin. Dann folgte das BORG Egg und das Studium der Musikerziehung/Religionspädagogik/Instrumentalmusikerziehung (Klarinette und Gesang) in Innsbruck.
Was hat Sie dazu bewogen, Chorleiterin zu werden?
Elisabeth Metzler-Faißt: Da mein Vater Kirchenchorleiter in Andelsbuch war und meine Mama mitgesungen hat, sind wir Kinder (3 Schwestern) von klein auf mit dem Chor verbunden. Wir waren als Kleinkinder bei Ausflügen dabei oder wurden auf die Empore mitgenommen während der Chor sang. Ab unserer Jugendzeit haben wir dann selbst mitgesungen. Als mein Vater 2017 sein Amt nach 40 Jahren abgeben wollte, habe ich übernommen.
Was bedeutet Ihnen die kirchliche Gemeinschaft und wie prägt sie Ihre Arbeit?
Elisabeth Metzler-Faißt: Die Kirche war auch immer schon Teil meines Lebens. Mama war 30 Jahre Religionslehrerin im Ort, im Pfarrgemeinderat und im Liturgiekreis engagiert und ist auch heute noch aktiv. Ich habe Kirche in Andelsbuch immer als offenen Ort wahrgenommen.
Gibt es besondere Erlebnisse oder Momente in Ihrem kirchlichen Engagement, die Sie als prägend empfindest?
Elisabeth Metzler-Faißt: Früher durften in Andelsbuch beispielsweise nur Burschen ministrieren, meine Schwester, ein paar Freundinnen und ich empfanden das als ungerecht und gingen eines Sonntags nach der Messe zum Pfarrer mit dem Wunsch: Wir möchten auch ministrieren. Und seither gibt es in Andelsbuch auch Ministranten-Mädchen. Das war noch beim damals alten Pfarrer Hermann Oberhauser. Bei seinem Nachfolger Edwin Matt habe ich als Jugendliche Kirche als einen Ort erleben dürfen, in dem alles willkommen ist. Wir hatten einen aktiven Jugendausschuss, organisierten und gestalteten „abgefahrene“ Jugendvespern, hatten Jungschargruppen usw. Aus dieser positiven Grunderfahrung heraus habe ich 2002 Religion als mein zweites Studienfach neben Musik gewählt.
Das gute Miteinander ist ja die Basis für eine gelungene Gemeinschaft. Wie fördern Sie das Gemeinschaftsgefühl innerhalb des Chores?
Elisabeth Metzler-Faißt: Die gute Gemeinschaft und deren Pflege hat in unserem Chor einen ganz besonderen Stellenwert. Wir haben einen sehr aktiven Vorstand, der jedes Jahr ein legendäres Faschingsfest organisiert. Wir machen Ausflüge und kehren, nachdem wir sehr spendable Chormitglieder haben, meist nach der Probe noch ein. Zur guten Gemeinschaft tragen bei uns alle bei.
Viele Pfarren klagen über den Mangel an jungen Leuten. Gibt es im Chor eine Nachwuchsförderung?
Elisabeth Metzler-Faißt: Nicht direkt vom Kirchenchor aus. Es gibt einen Jugendchor im Ort und einen Volksschulchor. Ich lade manchmal ehemalige Schülerinnen, die inzwischen studieren und gut singen können, ein, an Ostern oder Weihnachten mitzusingen.
Können Sie sich ein besonderes Konzert oder eine besondere Aufführung in Erinnerung rufen, die Ihnen besonders am Herzen liegt?
Elisabeth Metzler-Faißt: Die heurige Patroziniumsmesse war sicher etwas ganz Besonderes für den Chor. Wir haben die Nikolausmesse von Johannes Bär zusammen mit dem Kirchenchor Wolfurt aufgeführt. Die neue, für viele Sänger:innen oft etwas ungewohnte Tonsprache machte es erforderlich, dass wir mit der Probenarbeit für die Messe bereits im vergangenen Herbst begonnen haben. Die Messe hat uns also das gesamte Vereinsjahr immer wieder begleitet, aber die Mühen haben sich gelohnt. Die Aufführung der Messe ist sehr geglückt und wurde für alle zu einem besonderen Erlebnis. Für mich beeindruckend war in der Messe auch der Volksgesang. Durch die volle Kirche und die beiden anwesenden Chöre hatte man den Eindruck, die ganze Kirche singt „Vollgas“.
Gibt es ein Lieblingsstück oder -komponisten, das/den Sie besonders gerne mit dem Chor aufführen?
Elisabeth Metzler-Faißt: Wir haben in Andelsbuch ein Archiv mit vielen Liedern und Messen, auf das ich gerne zurückgreife. Wenn ich ein Lied aussuche, ist mir neben der Melodie/der Harmonik auch der Text sehr wichtig. Mir persönlich gefallen die Lieder von Kathi Stimmer-Salzeder immer wieder gut: die sind gehörfällig, oft auch mit Instrumenten begleitbar und die Texte/die Textaussagen sind ansprechend.