Nie hätte ich mir vorstellen können, dass ich diese Lesung einmal kommentieren würde! Jetzt bleibt mir nichts anderes übrig. Fromme Sprüche möchte ich nicht machen. Das passt nicht zu mir. Einfach auf die Seite legen möchte ich den Text auch nicht. Die heilige Teresa von Avila hat vorgeschlagen, einfach so lange zu lesen, bis uns etwas besonders anspricht und Freude macht oder bis uns etwas quer liegt und herausfordert. Und dann dabei verweilen, bis wir abschweifen. Ein paar wenige Menschen haben an diesem Text ihre Freude; den meisten aber liegt er quer.
Ein guter Freund schlägt vor, die Anreden „ihr Frauen“ und „ihr Männer“ zu vertauschen. „Dann wird die Sperrigkeit des Textes ungewohnt und hart hörbar.“ Auch die mögliche Folge dieser Erfahrung berührt mich: „Am Ende könnte die Einsicht stehen, dass jeder Mensch – ob männlich, weiblich oder divers – von Zeit zu Zeit aufgefordert ist, sich unterzuordnen, um andere zu ehren und zu lieben.“
Der Autor, ein Paulusschüler, ist offensichtlich ob dem Mut seines Lehrers erschrocken und versucht ein wenig zum Üblichen zurückzukehren. Das hat bis in unsere Zeit durchgehalten, auch wenn immer wieder große Geister bei Paulus anschließen wollten, so zum Beispiel Teresa von Avila:
„O ja, mein König, einmal muss es doch den Tag geben, an dem man alle erkennt. Ich spreche nicht für mich, … sondern weil ich die Zeiten so sehe, dass es keinen Grund gibt, mutige und starke Seelen zu übergehen, und seien sie die von Frauen.“ Nehmen wir uns diese Gebetsworte einer Kirchenlehrerin aus dem 16. Jahrhundert zu Herzen!
Lesen Sie weitere Berichte im KirchenBlatt Nr. 30 vom 22. August 2024. Zum Login der Digital-Ausgabe
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