Filmgrößen wie der indische Superstar Shah Rukh Khan oder die neuseeländische Regisseurin Jane Campion nahmen auf der Piazza Grande Preise entgegen und ließen sich feiern. Erfahrungsgemäß findet nur eine kleine Anzahl von Werken den Weg in die heimischen Kinos. Manche sind von Fernsehsendern wie Arte, ORF oder dem Schweizer Fernsehen mitproduziert und werden dort gezeigt. Folgende sehr subjektiv ausgewählte Filme sollte man im Kino oder im Fernsehen nicht verpassen.
Rückblickend stand der Wettbewerb im Zeichen Litauens. Zwei Filme aus dem baltischen Staat gewannen wichtige Preise des Festivals. Etwas überraschend gewann der Erstlingsfilm „Akiplėša“ (Toxic) der jungen litauischen Regisseurin Saulė Bliuvaitė den Hauptpreis des Goldenen Leoparden, dessen Jury die österreichische Regisseurin Jessica Hauser präsidierte. Der Film spielt in einer zerfallenden post-sowjetischen Industrielandschaft. Für die Teenager Marija und Kristina ist eine zwielichtige Schule für Models ein Ort der Hoffnung und Perspektive in ihrem trostlosen Alltag. Doch wirklich tragend für sie wird ihre wachsende Freundschaft und die Erfahrung von Menschlichkeit und Liebe in ihrem Umfeld. Der Film hat gleichzeitig den Preis für das beste Erstlingswerk und auch den Preis der ökumenischen Jury erhalten.
Der Preis für die beste Regie ging an den ebenfalls litauischen Film „Seses“ (Trocken Ertrinken) von Laurynas Bareiša, dessen Ensemble sich den Preis für die beste Darstellung mit Kim Minhee aus dem koreanischen Film „Suyoocheon“ (Am Fluss) teilte.
Der zweitwichtigste Preis des Festivals ging an die Österreicherin Kurdwin Ayub mit „Mond“. Die österreichische Martial Art Sportlerin Sarah sucht nach dem Ende ihrer Wettkampfkarriere nach neuen beruflichen Perspektiven. Sie wird von einer reichen und undurchsichtigen jordanischen Familie engagiert, drei Töchter im Teenager-Alter zu trainieren. Unwillkürlich wird sie in Familienangelegenheiten hineingezogen, aus denen sie die männlichen Mitglieder der Familie um jeden Preis heraushalten wollen. Der spannende Film arbeitet mit den Mitteln des Thrillers und hinterfragt die westlichen (filmischen) Stereotypen über das Verhältnis von Okzident und Orient. Ayubs Film wurde auch mit der speziellen Erwähnung der ökumenischen Jury bedacht.
Im Rahmen der hervorragend ausgewählten Dokumentarfilmreihe „Semaine de la critique“ lief die Dokumentation „Dear Beautiful Beloved“ des in Wien lebenden ukrainischen Regisseurs Juri Rechinsky. Der eindringliche Film schildert die Auswirkungen des Krieges auf das Land. Er verfolgt die Evakuierung der Alten und Gebrechlichen aus den Kriegsgebieten, die Bergung und den Rücktransport der Leichen der gefallenen Soldaten zu ihren trauernden Familien und die Fluchtbewegung von Frauen mit ihren Kleinkindern.
Den engsten kirchlichen Bezug hatte der Dokumentarfilm „La déposition“ (Die Aussage) der französischen Regisseurin Claudia Marchal, die sich mit einem Missbrauchsfall durch einen Priester in der Erzdiözese Straßburg auseinandersetzte. Der Film macht das Schweigen der Familie des jungen Emmanuel Siess zum Thema, der als Dreizehnjähriger Opfer eines sexuellen Übergriffs durch den Ortspfarrer wurde. Positiv aufgefallen ist der professionelle Umgang der kirchlichen Instanzen mit dem Fall.
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