Säen – unsere Aufgabe ist säen. Gott lässt dann die Saat aufgehen, dass sie Frucht bringt oder Schutz und Schatten spendet.
Säen – auch das noch so kleine Samenkorn. Säen – und dann ist alles getan?
Landwirt:innen oder Hobbygärtner:innen wissen, dass die Saat sehr wohl Pflege braucht. Ich denke auch nicht, dass Jesus sagen wollte: „Säe und dann brauchst
du dich nicht mehr drum zu kümmern!“
Er legt den Fokus nur auf etwas Anderes.
Das Keimen, Wachsen und Reifenlassen liegt nicht in unserer Hand. Wir können nur den Boden bereiten, düngen, den Samen säen und bewässern. Den anderen Teil macht Gott. Es braucht das Zusammenspiel zwischen beiden Akteuren.
Und noch eine andere Stelle aus der Schrift fällt mir in diesem Zusammenhang ein: einer sät, andere ernten. Nicht immer sehe ich, ob und was aus dem Samen wachsen wird. Da nützt es auch nichts, neben der Pflanze stehen zu bleiben und sie anzufeuern, sie möge doch bitte schneller wachsen oder mehr Früchte tragen. Das alles darf ich vertrauensvoll Gott überlassen. Wenn ich das auf die Weitergabe meines Glaubens anwende, heißt das für mich: Ich kann meinem Gegenüber, wenn es das wünscht, nur meine Lebenserfahrungen und mein „Wissen“ weitergeben – wohl dosiert; in einer Sprache, die es versteht.
Ob und was es im Anderen bewirkt, ist Gottes Sache. Säen, den Boden lockern, bewässern, düngen:
Das ist meine Aufgabe. Den Rest – das Wachsen- und Reifenlassen – kann ich nicht machen; es ist Gottes Part. Eigentlich ein tröstlicher, beruhigender und entlastender Gedanke.
Claudia Hubert ist Mitglied der Fokolar-Bewegung und arbeitet als Fachreferentin in der Diözese Innsbruck. Kontakt: sonntag@koopredaktion.at
Aus dem KirchenBlatt Nr. 23 vom 13. Juni 2024. Zum Login der Digital-Ausgabe
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