„Er ist von Sinnen.“ „Er hat einen unreinen Geist“: Die Schriftgelehrten sagen dies, da Jesu Lehre und Taten gegen ihre eigenen Vorstellungen des Glaubenslebens und dessen Regelungen geht und da er Wunder wirkt, die sie sich nicht erklären können.
Deshalb: Lieber dem Ruf desjenigen
schaden, der zwar im Namen Gottes, aber nicht ganz regelkonform wirkt?
Mit dieser Reaktion kann man ja rechnen. Aber, dass seine eigene Familie meint, Jesus sei von Sinnen? Hier steckt jedoch ein anderes Motiv dahinter. Nicht die Sorge um das eigene Ansehen, sondern die Sorge um Jesus selbst, einen geliebten Menschen. „So viel Arbeit kann doch gar nicht gut sein; er muss doch mal was essen und schlafen und auf sich schauen.“
Berechtigte Einwände. Eine gute Work-Live-Balance zu finden ist wichtig und richtig. Dabei handelt es sich nicht um ein statisches, sondern ein dynamisches Gleichgewicht. Mal überwiegt das „für-andere-da-sein“ mal das „an einen stillen Ort gehen, um zu Beten“. Jesus findet es im „den Willen meines Vaters tun“.
Für mich bedeutet das im alltäglichen Leben, mein Handeln nicht allein an der Sorge – um mein Ansehen oder um eine andere Person –, nicht an meinen Gesetzen und Regeln auszurichten, sondern mich zu fragen: „Was will Gott von mir, in diesem Augenblick“. Und er will nur mein Bestes und das Beste für alle Menschen um mich drumherum.
Mich von diesem Wunsch „den Willen des Vaters zu tun“ leiten zu lassen – das macht mich zur Schwester oder Mutter Jesu.
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