Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Ich durfte im Jänner in einer unserer Partnerdiözesen in Indien die Bischofsweihe eines Freundes miterleben. Es war ein grandioses Fest. 6000 Menschen wurden erwartet, 9000 sind gekommen.
Die dortige Diözese hat nur 100.000 Katholik:innen bei 3,6 Millionen Einwohner:innen. Es war ein Volksfest mit vielen fröhlichen Gesichtern und das Schöne daran war, dass viele junge Menschen mitgefeiert haben. Entsprechend war die Stimmung. Am nächsten Tag war Sonntag und wir haben den Gottesdienst in der Heimatpfarre von Noby, dem Pfarrer von Meiningen und Brederis, mitgefeiert. Dort war vor der Messe noch eine Sebastiansprozession und wieder 1000 Menschen und eine freudige Stimmung.
Ich habe mich dann gefragt, an was liegt das, dass sie in Indien, in Kerala, so eine junge und so eine fröhliche Kirche haben? Sie leben in der Diaspora, mit-ten unter vielen Hindus und Moslems. Das große Fest, aber auch die Sonntags-messe waren nicht nur eine Glaubensdemonstration, sondern eine Identitätsdemonstration: Wir sind Christ:innen, wir sind Katholik:innen und wir freuen uns und sind stolz, dass wir Christ:innen und Katholik:innen sind. Die Freude und der Stolz Christin bzw. Christ zu sein fehlt bei uns bei vielen Menschen, auch das Bewusstsein, dass WIR ALLE Kirche sind, alle Getauften und Gefirmten und nicht nur der Papst, die Bischöfe, die Priester und ein paar hauptamtliche Mitarbeiter:innen.
Ich wünsche der Kirche in unserem Land, dass viele Menschen, dass viele Getaufte und Gefirmte (wieder) Feuer fangen und sich freuen, Christin bzw. Christ zu sein. Ich darf als Generalvikar heuer wieder vielen jungen Menschen das Sakrament der Firmung spenden. Ich wünsche mir, dass das Sakrament des Heiligen Geistes bei diesen jungen Menschen auf fruchtbaren Boden fällt, dass sie sich von Gott, von seiner Liebe berühren lassen.
Bei der Firmung ermutige ich die Eltern und Großeltern, den Firmlingen zu erzählen, wie es ihnen mit dem Glauben an Gott geht. Ich weiß, viele Erwachsene tun sich auch schwer mit dem Glauben und dennoch möchte ich vor allem die gläubigen Menschen ermutigen, den jungen Menschen von ihrem Glauben zu erzählen, von ihren Zweifeln aber eben auch davon, dass der Glaube und eine lebendige Beziehung zu Gott ihnen „guttun“, dass der Glaube an Gott und das Beten ihnen schon oft geholfen haben in den Herausforderungen des Lebens.
Wir feiern wieder Pfingsten. Den Heiligen Geist können wir nicht sehen oder hören, aber spüren. Wir verwenden schöne Bilder für den Heiligen Geist:
- Die Feuerzungen: Mögen viele Menschen an Gott und seiner Kirche Feuer fangen und möge die Freude an Gott ansteckend sein. Feuer ist auch ein Bild für die Lebendigkeit.
- Der Wind und der Sturm: Der Heilige Geist möchte das Gute in uns und unsere guten Eigenschaften in Bewegung bringen. Der Heilige Geist steht für die Offenheit für Neues, für die Offenheit sich selbst weiterzuentwickeln.
- Die Taube als Symbol des Friedens ermutigt uns zu Frieden und Versöhnung.
Ich wünsche uns allen an diesem Pfingstfest Freude an Gott und am Glauben und dass unsere Mitmenschen spüren, dass wir stolz darauf sind eine Christin, ein Christ zu sein!
Aus dem Kirchenblatt Nr. 19/20 vom 16./23. Mai 2024
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