Zu Pfingsten wurde in der jüdischen Tradition ein frohes Erntefest gefeiert. Es führte die Menschen alljährlich am selben Ort zusammen. Doch dann kam etwas Neues hinzu, welches mit Bildern wie Brausen, Sturm, Feuerzungen beschrieben wird. Die Bewohner:innen von Jerusalem nahmen ein „Getöse“ wahr.
Doch das eigentliche Pfingsten ereignet(e) sich damals wie heute in den Herzen der Menschen. Pfingsten ist die Berufung der Christ:innen, ihren Anteil an der Sendung Christi zu erfüllen. Wie die Apostel, so ist bis heute jede:r Getaufte befähigt, im weltweiten Netzwerk der Christ:innen im zeitlichen und örtlichen Umfeld die Sprache zu den Herzen der Menschen zu finden, „denn jede:r hörte sie in seiner Sprache reden“.
So sind im Heiligen Geist die Menschen aller Sprachen und Nationen zum Bekenntnis des dreifaltigen Gottes vereint. Pfingsten ist der begeisterte Anfang der Kirche mit dem bleibenden Auftrag, die Botschaft von Gottes Wirken durch die Generationen hindurch in jede Kultur und Nation zu übersetzen. Die Karmelitin Elisabeth von der Dreifaltigkeit versteht das so, dass Jesus im Heiligen Geist in ihr sein ganzes Geheimnis von Leben, Tod und Auferstehung erneut leben und dem Vater darbringen kann.
Pfingsten bringt uns die Gaben und die Früchte des Heiligen Geistes in Erinnerung. Diese verheißen und bewirken ein erfülltes, glückliches Leben. Ich denke an die Früchte der Liebe, der Freude, des Langmutes, der Freundlichkeit, der Güte, der Treue, der Sanftmut und der Selbstbeherrschung und – wie notwendig doch in unserer Zeit – im Kleinen und im Großen – die Frucht des Friedens.
Sr. M. Anna Pointinger ist Marienschwester vom Karmel und lebt im Mutterhaus in Bad Mühllacken (OÖ). Kontakt: sonntag@koopredaktion.at