Paulus, der begnadete Schreiber zahlreicher Briefe an die frühen Christengemeinden, bleibt ein „apostolischer Sonderfall“. Seine Briefe, die Eingang in den Kanon der Heiligen Schrift gefunden haben, und sein Leben belegen es. Wahrscheinlich war er zur Ehe unfähig. Ob er zölibatär gelebt hat, wissen wir nicht, und auch sonst lässt sein Leben viele Vermutungen zu, wenn man zwischen den Zeilen seiner Briefe liest. Wahrscheinlich war er ein Single, intellektuell, gebildet, verwundbar, empfindlich, von seinem Auftrag überzeugt. In späteren Jahrhunderten wäre er ein typischer Bischofskandidat der Kirche gewesen. An seinen Misserfolgen ist er gereift: Verfolgt, abgewiesen, missverstanden, geschlagen, gestrandet, verkannt, schlussendlich sogar geköpft.
Und was will er mit dem Briefabschnitt dieser Sonntaglesung? Nimm Dich nicht zu wichtig! Das Leben ist kompliziert und viele machen es noch komplizierter.
Jede und jeder hat seine Aufgaben, seine Fähigkeiten, seine Charismen, seine Berufung. Letztlich ist Leben immer ein Dienst am Menschen und an Gott: Für die Verheirateten und Unverheirateten, für Witwen und Jungfrauen, für Männer und Frauen mit den Herausforderungen und Spannungen der konkreten Zeit. Die Überhäufung mit Sorgen knechtet und zermürbt. Fesseln, die den Menschen angelegt werden, nehmen den Menschen die Freiheit, die Freiheit für Gott und die Menschen und die Freude am Glauben.
Manchmal braucht es eine Entsorgung des Gift- und Sperrmülls unseres Lebens und Glaubens. Jung, gesund, erfolgreich und seicht müssen nicht die großen Konstanten des Lebens sein.
P. Karl Schauer OSB ist Bischofsvikar in der Diözese Eisenstadt.