„Nun ist aber wirklich Schluss, es reicht!“ Mit einem beherzten Sprung trenne ich die zwei Streithähne und versuche erstmal Ruhe in das Chaos zu bringen. Viele von Ihnen, die mit Kindern arbeiten oder eine solche Rasselbande zu Hause haben, erlebten vermutlich auch schon so ähnliche Situationen.
Am Abend, wenn ich die Nachrichten anschaue, bin ich oft erschüttert über all den Krieg, die Wut und das Leid. Oft keimt dann in mir der Wunsch auf nach einem Gott, der sagt: „Nun ist aber wirklich Schluss, es reicht!“ Ein Gott, der Ruhe und Frieden in all das Schlamassel hier bringt.
Die Texte des Advents erzählen uns von dieser Sehnsucht nach einem radikalen Neuanfang. Dem Wunsch nach einer Reset-Taste, die alles neu werden lässt.
Leidenschaftlich fleht Jesaja: „Hättest du doch den Himmel zerrissen und wärest herabgestiegen, sodass die Berge vor dir erzitterten.“ Das Volk Israel befindet sich im 5. Jahrhundert vor Christus in einer ausweglosen Situation. Es kehrt gerade erst aus dem babylonischen Exil nach Jerusalem zurück, der Tempel liegt in Trümmern, die Stadt ist heruntergewirtschaftet. Gott erscheint ihnen unendlich fern. Doch mit großer Leidenschaft bestürmt das Volk seinen Gott, den Himmel aufzureißen und sich ihnen wieder zuzuwenden.
Und heute? Wie greift Gott in unserer Welt ein? In diesem Advent möchte ich mir die tiefe Sehnsucht Jesajas zu eigen machen. Ich möchte Gott leidenschaftlich bestürmen und mir die Hoffnung bewahren, dass der Himmel immer wieder aufreißen möge: In kleinen Gesten, wie einem ehrlichen „Verzeih“, einer Umarmung oder durch die von Gott geschenkte Kraft, einen Neuanfang zu wagen.
Stefanie Krüger ist Liturgiereferentin der Katholischen Kirche Vorarlberg und lebt mit ihrer Familie in Feldkirch. Kontakt: sonntag@koopredaktion.at