Was für ein Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu im Johannesevangelium! Ein Freudenfest, eine Hochzeit – und ein Zeichen, ein Wunder von verschwenderischer Fülle.
Hochzeiten dauerten zu der Zeit gewöhnlich acht Tage, während derer die Gäste kamen und gingen. An Essen und Trinken wurde nicht gespart. Wie peinlich also, wenn der Wein ausging und das Fest verfrüht enden musste. In dieser Erzählung ist es die Mutter Jesu, der die Peinlichkeit auffällt. Sie wendet sich an Jesus, der sie in seiner Antwort ziemlich ruppig angeht. Aber ihrem Vertrauen in ihn tut das keinen Abbruch. Die Diener schleppen also die sechs Krüge Wasser zu je circa hundert Liter herbei, eine ganze Menge.
Vom wunderbaren Geschehen selbst ist nichts geschildert. Das Erstaunen des für das Fest Verantwortlichen macht das Unglaubliche erst sichtbar. Wie es geschehen konnte? Das wissen nur Jesus, seine Mutter und die Diener.
Es sind also vor allem die anonym Bleibenden, die, die das Wasser tragen, die niemand gefragt hat und denen auch niemand geglaubt hätte, wenn sie erzählt hätten. Sie bekommen mit, was sich da tut, mit welcher Macht Jesus handelt. Dass es die einfachen Menschen sind, die sehen, was für ein Wunder geschieht, ist programmatisch für Jesu Botschaft: Sie ist an alle gerichtet, unabhängig von gesellschaftlichem Status. Im Gegenteil, genau die Unbedeutenden und Unwichtigen sind es, denen zugetraut wird, Jesu Botschaft aufzunehmen. Feste, Fülle und Freude sind Teil der Botschaft Jesu. Man darf sie uns Christinnen und Christen auch anmerken!
Maria Plankensteiner-Spiegel war bis 2023 Leiterin des Bischöflichen Schulamtes der Diözese Innsbruck.
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