Von Veronika Fehle
Man kannte ihn in Andelsbuch, den Herrn Kaplan. „Herr Kaplan“, so wollte genannt werden, nicht Herr Doktor oder gar Monsignore „Nein, es war sogar so, dass jede und jeder, der ihn Monsignore nannte, einen Schilling für die Mission zahlen musste“, lachte Bischofsvikar Rudl Bischof bei seiner Rede zur Eröffnung der Franz Michel Willam-Ausstellung in der Bibliothek der Diözese Feldkirch.
So war er eben, der Herr Kaplan. Geboren wurde er am 14. Juni 1894 in Schoppernau, seiner und der Heimat seines Namensvetters und Großvaters Franz Michael Felder. Man habe ihn ganz bewusst Franz Michel getauft, um Verwechslungen mit seinem Großvater, dem er im Wesen übrigens unglaublich ähnlich gewesen sei, auszuschließen. Auch die starke Sehschwäche habe er von seinem schreibenden Großvater geerbt und so sah man den Kaplan Willam immer nur durch seine dicke Brille hindurch. Willam, der als Seelsorger und vor allem als Lehrer Generationen von Schülerinnen und Schülern geprägt hatte, machte sich einen Namen durch seine theologischen Forschungen. So stammt nicht nur „Das Leben Jesu“, das er im Auftrag des Herder-Verlags verfasste, aus seiner Feder, nein, auch mit seinen Forschungen zu Kardinal John Henry Newman war er seiner Zeit voraus. Der spätere Papst Benedikt XVI. zitierte aus Willams Werken und seine Arbeiten wurden u. a. in 11 Sprachen übersetzt. 33 Bücher gehen auf ihn zurück, 372 Beiträge verfasste er und für 79 Zeitschriften war er tätig. „Er war seinem Großvater aber nicht nur was das Schreiben betrifft sehr ähnlich, sondern auch in seiner Verbundenheit mit den Menschen. Bei all dem ist er ein unglaublich bescheidener Mensch geblieben“, erzählte Rudl Bischof weiter. Er erinnere sich noch daran, wie er mit dem damaligen Pfarrer von Bezau zur Benediktion von Alpe zu Alpe gewandert sei. Weit entfernt haben sie einen schwarzen „Flecken“ am Wegesrand gesehen. Als sie näher kamen, entpuppte sich dieser Fleck als Kaplan Willam. „Er saß einfach da am Wegesrand und las Newman, in englischer Sprache. Das hat mich kleinen Gymnasiasten schon sehr beeindruckt.“
In den letzten Jahren ist auf die Initiative von Harry Metzler, Alois Ritter und Manfred Höfle eine Ausstellung zum Leben und Werk Franz Michel Willams entstanden. Sie kombiniert informative Schautafeln mit Alltagsgegenständen aus dem Leben Willams – wie etwa sein Schreibtisch mit der Underwood-Schreibmaschine und vor allem sein Schreibstuhl, dessen Beine er abgesägt hatte, um besser lesen zu können. Ein Teil seines Nachlasses hatte sich zuletzt im Besitz des Klosters Thalbach in Bregenz befunden. Als Schenkung ging er nun in den Bestand der Diözese Feldkirch über, wo der Forschende nun selbst von kommenden Generationen erforscht werden kann.
Die Ausstellung ist bis März freitags von 8-12 Uhr geöffnet.
14. März, 17 Uhr, Vortrag mit Dr. Andreas Batlogg zu Franz Michel Willams „Das Leben Jesu“, Diözesanbibliothek im Kloster Altenstadt.