Von Sr. M. Anastasia Franz
An Weihnachten gibt es viele Möglichkeiten einen Gottesdienst zu besuchen: Die Angebote reichen vom frühen Heiligen Abend bis zur Vormittagsmesse am Weihnachtstag. Doch wissen die Gläubigen, dass es vier verschiedene Gottesdienste mit je einem eigenen Charakter gibt?
Im frühen Christentum war das Geburtsfest Jesu nicht von großer Bedeutung, sondern nur die Auferstehung Jesu: Weihnachten wurde erst im 7. Jahrhundert offiziell eingeführt.
Laut Messbuch sind an Weihnachten vier Messen vorgesehen: eine am frühen Heiligen Abend, die Christmette in der Heiligen Nacht, die Hirtenmesse am frühen Morgen und das Hochamt am Weihnachtstag. Das kommt daher, dass der Papst in Rom das Weihnachtsfest in mehreren Kirchen nacheinander feierte. Und jede der vier Messen hat ihren eigenen Charakter:
steht noch ganz im Zeichen der Erwartung: „Heute sollt ihr es erfahren: Der Herr kommt, um uns zu erlösen, und morgen werdet ihr seine Herrlichkeit schauen“, lautet der Eröffnungsvers. Im Tagesgebet steht: „Jahr für Jahr erwarten wir voll Freude das Fest der Erlösung. Gib, dass wir deinen Sohn von ganzem Herzen als unseren Retter und Heiland aufnehmen, damit wir ihm voll Zuversicht entgegen gehen können.“ Im Evangelium wird von Josef berichtet, wie es ihm ergangen ist, als er erfuhr, dass Maria außerehelich schwanger ist. Nur im letzten Vers ist die Geburt Jesu erwähnt.
In der Heiligen Nacht steht die Freude über die Geburt Jesu im Zentrum. Der alternative Eröffnungsvers lautet: „Freut euch im Herr, heute ist uns der Heiland geboren. Heute ist der wahre Friede vom Himmel herabgestiegen.“ In der ersten Lesung nach Jesaja ist die Erfüllung der Hoffnung des Volkes Gottes beschrieben: „Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht; über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf.“ Und weiter unten: „Denn ein Kind wurde uns geboren, ein Sohn wurde uns geschenkt. Die Herrschaft wurde auf seine Schulter gelegt. Man rief seinen Namen aus: wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens.“ (vgl. Jes 9,1–5). Der Vers vor dem Evangelium kündet die Geburt des Erlösers an: „Ich verkünde euch eine große Freude. Heute ist uns der Retter geboren, er ist der Christus, der Herr.“ Das Evangelium nach Lukas erzählt die Geschichte von der Geburt Jesu. Der Kommunionvers lautet: „Das Wort ist Fleisch geworden, und wir haben seine Herrlichkeit geschaut.“, ist eine Minizusammenfassung des Festgeheimnisses.
wird oft auch „Hirtenmesse“ genannt. Der Fokus liegt auf den Hirten. Im Evangelium nach Lukas (vgl. Lk 2,15-20) wird berichtet, wie sich die Hirten nach der Verkündigung durch den Engel auf den Weg machen, um den neugeborenen Jesus zu sehen, wie ihnen die Botschaft verkündet worden ist und dass sie danach Gott preisend zurückkehrten.
Die zweite Lesung aus dem Hebräerbrief erzählt, dass Gott durch die Propheten schon so oft gesprochen hat, dann aber seinen Sohn gesandt hat. ER ist der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Abbild seines Wesens. (Vgl. Hebr 1,1-3) Im Evangelium kommen Hirten, Krippe und Stroh nicht vor: Es wird am Anfang des Johannesevangeliums, der Prolog, vorgetragen. (vgl. Joh 1,1-18). Das ist ein sehr theologischer Text, der über die Menschenwerdung tiefer nachdenkt. Darin wird erwähnt, dass Johannes Jesus „das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet“, genannt hat. In Vers 14 ist zu lesen: „Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.“
Ganz erfassen kann man das Geheimnis von Weihnachten wohl nie, aber die vier Messen können helfen, dem Geheimnis der Geburt Christi näher zu kommen. Die Präfation von Weihnachten bringt es auf den Punkt: „In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, allmächtiger Vater, zu danken und dein Erbarmen zu rühmen durch unseren Herrn Jesus Christus. Durch ihn schaffst du den Menschen neu und schenkst ihm ewige Ehre. Denn einen wunderbaren Tausch hast du vollzogen: Dein göttliches Wort wurde ein sterblicher Mensch, und wir sterbliche Menschen empfangen in Christus dein göttliches Leben.“
Aus dem KirchenBlatt Nr. 47 vom 19. Dezember 2024. Zum Login der Digital-Ausgabe
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