Wort zum
Evangelium _
Das Christkönigsfest, das am letzten Sonntag des Kirchenjahres gefeiert wird, ist noch keine 100 Jahre alt. Es wurde 1925 von Papst Pius XI. eingeführt, nachdem große Monarchien Europas zusammengebrochen waren. Im selben Jahr kam in Italien mit Benito Mussolini der Faschismus an die Macht, der unter anderem auf einem autoritären Führerkult fußt. Das Königtum Christi wurde da zum Gegenbild zu Diktatoren und Gewaltherrschern.
Im Oktober 1938 hat bekanntlich der Wiener Kardinal Theodor Innitzer vor Tausenden Jugendlichen im Stephansdom mit dem Bekenntnis zu „Christus, unserem Führer, unserem König“ die Nationalsozialisten herausgefordert – eines der wenigen Beispiele öffentlichen Widerstandes im Dritten Reich. Ein nationalsozialistischer Mob verbreitete daraufhin im Sturm aufs Erzbischöfliche Palais Angst und Schrecken.
Auch wenn heute vom Terror eines Regimes wie der NS-Diktatur keine Rede ist, nimmt weltweit der Trend zu selbst ernannten oder auch gewählten rabiaten Führerfiguren zu, die mit autoritären Lösungen das Heil versprechen. Das Christkönigsfest hat eine entgegengesetzte Botschaft. Im Evangelium dieses Festes tritt Jesus dem römischen Statthalter Pilatus entgegen und legitimiert sich dabei nicht durch politische Macht, sondern als Zeuge der Wahrheit.
Wahrheit, das zeigen auch die Erfolge der Populisten, ist jedoch keine Kategorie kurzfristiger Politik. Dass Jesus gerade im Angesicht seines Todes auf Wahrheit statt auf Macht und Gewalt setzt, sollte Ansporn sein für alle, die ihm nachfolgen. „Königtum Christi“ markiert in der Perspektive Gottes die Hoffnung, dass die Wahrheit doch das letzte Wort behält.
Otto Friedrich ist Religionsjournalist, er war bis April 2024 stellvertretender Chefredakteur der Wochenzeitung „Die Furche“.