Von Veronika Fehle
Wussten Sie, dass es den Begriff ,Bildung‘ so nur in der deutschen Sprache gibt und wussten Sie, dass Meister Eckhart ihn geprägt hat?“, fragte Propst Martin Werlen in die Runde, die sich da im Bildungshaus Batschuns versammelt hatte. Nein, das wusste so wohl keiner der Anwesenden. Das Bild, das laut Werlen dahintersteht, spricht Bände und ist bis heute bezeichnend für die Bildungsarbeit, die in den christlich geprägten Bildungshäusern geleistet wird. „Hinter dem Begriff ,Bildung‘ steckt das Bild Gottes, das jeder Mensch ist. Ziel der Bildung ist es, dabei zu helfen, dieses Bild zu entfalten“, erläutert Werlen Meister Eckarts Bildungsbegriff.
Ja, christlich geprägte Bildungshäuser haben eine andere Aufgabe als Einrichtungen, die der Aus- und Weiterbildung verpflichtet sind. Kooperationen, Schnittmengen und gute Nachbarschaft kann es aber zwischen beiden natürlich geben. Auch deshalb war dieser Diskussionsabend im Bildungshaus Batschuns, an dem die Leiter der Bildungshäuser St. Arbogast und Batschuns, der Propstei St. Gerold und – als weltlicher Exot – des Schloss Hofens teilnahmen, so besonders.
Trotz aller Unterschiede, verbindet die vier Herren eines: Sie alle sind noch relativ frisch in ihren Funktionen. Verglichen vor allem mit der Amtszeit ihrer Vorgänger – allesamt prägende Persönlichkeiten über Jahrzehnte hinweg. Wie geht man also um mit Fußstapfen, die oft übergroß erscheinen? „Ich sehe das so: Wo Fußstapfen sind, ist schon einmal jemand gegangen. Wieso also nicht auch nach Wegen suchen, wo noch niemand gegangen ist“, erzählt Daniel Mutschlechner aus St. Arbogast von seinem Neueinstieg im Haus mit Tradition. Für ihn sei es auch wichtig, die eigene „Blase“ bzw. „Echokammer“ zu erweitern. „Wie schaffe ich es, dass auch die nach Arbogast kommen, die davor vielleicht noch gar nicht gewusst haben, dass es uns gibt“, stellt Mutschlechner die Frage nach neuen Zielgruppen und vor allem der Barrierefreiheit der Bildung in den Raum. Eine Frage, an die Peter Vogler, seit Juli 2023 Leiter der Aus- und Weiterbildungsstätte Schloss Hofen, direkt anschließt. „Wir haben die Aufgabe, Funktionsträgerinnen und Funktionsträger so auszubilden, dass sie ihre Funktionen in hoher Qualität ausüben können. Die Arbeit der Bildungshäuser reicht über diesen Bereich hinaus. Fragen wir uns also gemeinsam, wo jeweils die Lücke für ein Angebot ist und wo wir auch kooperieren können.“
Eine der Aufgaben eines Bildungshauses sehe er darin, so Christof Abbrederis, seit Herbst Hausherr in Batschuns, Farbnuancen in die Blickwinkel auf die Welt einzubringen. Gerade die Übergänge im Leben seien hier neuralgische Punkte, an denen Bildungsangebote möglichst niederschwellig gestaltet werden müssen, betonte er weiters. Und natürlich ist da auch die Frage nach der Jugend, der nächste Generation. Wie hält man Kontakt zu ihr? Wie kommt man überhaupt in Kontakt? Denn wenn Bildung gelingt, dann verschränkt sie Interessensgruppen miteinander und somit auch Generationen untereinander.
„Unser Ziel ist es, die Kreativität in den Menschen und in der Kirche zu entfesseln. Das passt vielleicht nicht allen, denn dann könnte je etwas Unerwartetes passieren. Aber wir wollen ja, das etwas passiert“, lacht Martin Werlen zum Schluss.
Ein Fazit dieses Abends in Batschuns könnte also sein, dass Bildungshäuser Wegmarken auf dem Weg von Menschen sein können. Und wenn sie diese Wegmarken passieren, dann passiert vielleicht etwas – im besten Fall bekommt das innere Bild eine Farbnuance mehr.
Die Angebote der Bildungshäuser sind nachzulesen unter: www.arbogast.at
Aus dem KirchenBlatt Nr. 43 vom 21. November 2024. Zum Login der Digital-Ausgabe