Wie kamen Sie auf das Thema „Krieg und Frieden in der Bibel“?
P. Dr. Georg Fischer: Schon seit mehr als 40 Jahren ist mir „Versöhnung“ als zentrales biblisches Thema aufgegangen. Es durchzieht die ganze Heilige Schrift, vom ersten Buch, der Genesis, bis ins Neue Testament mit der Botschaft Jesu. Der biblische Gott bietet wiederholt Erbarmen, Vergebung und Versöhnung an. Er möchte Konflikten, Streit und Kriegen ein Ende setzen, wie Micha 4,3; Psalm 46,10 und andere Stellen zeigen. Durch den Angriffskrieg Russlands und den Überfall der Hamas ist das Thema überaus aktuell geworden.
Gibt es wirklich „... eine Zeit für Krieg ...“? Oder kann ein gläubiger Christ ‚Krieg‘ rechtfertigen?
Fischer: Das Zitat stammt aus Kohelet 3,8 und nimmt die Realität unserer Welt ernst, die voller Spannungen und Gegensätze ist. Es geht aber weiter mit „und eine Zeit für Frieden / Heil“ (hebräisch schalom bedeutet beides, auch Wohlergehen, Glück) – darauf läuft dieses Zeit-Gedicht zu, und das ist Gottes Absicht.
Für die zweite Frage sind die Kontraste in Jesu Auftreten und Verkündigung hilfreich: Er stößt Tische im Tempel um (Markus 11,15–19), kritisiert religiöse Führer sehr scharf (Matthäus 23,13–36) und weiß darum, dass seine Sendung zu Trennung führt („Schwert“, Mt 11,34). Er preist aber zugleich die „Friedensstifter“ selig (Mt 5,9) und lädt ein, auch die andere Wange hinzuhalten (Mt 5,39), um so Angriffen die Spitze zu nehmen. Zuerst also ist Verständigung und Frieden zu suchen, doch es gibt ein Recht, sich zu verteidigen, und die Verpflichtung, für Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit einzutreten. „Krieg“ und „Frieden“ stehen so in einer delikaten Balance; Friede ist nie ein für alle Mal erreicht oder selbstverständlich, sondern bedarf immer neuen Ringens darum, wozu Psalm 34,15 auffordert: „Suche den Frieden und jage ihm nach!“
Lesen Sie den kompletten Bericht im KirchenBlatt Nr. 40 vom 31. Oktober 2024. Zum Login der Digital-Ausgabe
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