„Heute ist der Tag des Heilseins.“ Dieser Satz aus dem 2. Korintherbrief (6,2) markiert den Wendepunkt im Leben von Alexander Egger. Der charismatische Salzburger, der zu den gefragtesten Motivationstrainern im deutschsprachigen Raum gehört, war auf Einladung des Vorarlberger KirchenBlattes in der Pfarrkirche Hard zu Gast und sprach im Interview mit Petra Baur über seine berührende Lebensgeschichte.
Knapp 20 Jahre lang litt der Salzburger während seiner Kindheit und Jugend unter extremer Neurodermitis. Unzählige Therapien blieben erfolglos. Die Chance auf eine Heilung war praktisch aussichtslos. Schmerzen und die ablehnende Haltung seiner Mitmenschen nagten sehr am Selbstwert und gleichsam am Lebenswillen des jungen Mannes. Nach zwei misslungenen Selbstmordversuchen mit Schlaftabletten wollte sich der damals 18-Jährige vom Mönchsberg in Salzburg in den Tod stürzen. Doch er entschied sich anders und beschloss am Leben festzuhalten.
Aufgrund seiner Krankheitsgeschichte habe er erst mühsam lernen müssen, sich selbst zu lieben, erzählt Alexander Egger den rund 130 Besucher:innen in der Pfarrkirche Hard. „Dabei geht es nicht um eine narzisstische Art der Selbstliebe, sondern darum, Wertschätzung sich selbst gegenüber zu verspüren“, so Egger. „Gott hat einen Plan für jeden von uns“, ist der Salzburger überzeugt und schlussfolgert: „Wir neigen oft dazu uns selbst am härtesten zu kritisieren. Wenn wir uns selbst kritisieren, kritisieren wir aber im Grunde Gott.“
Aus dieser Haltung heraus ermutigte der Motivationstrainer die Zuhörer:innen dazu, nicht zu kritisch mit sich selbst zu sein. „Wir Österreicher neigen oft dazu, zu jammern. Aber: Wir können die Welt besser machen, indem wir uns selbst gerne haben und so Inspiration für andere sein“, so Egger weiter.
Von dem ängstlichen Jungen von damals ist heute nichts mehr zu spüren. Selbstbewusst erzählt Alexander Egger von seinen Überzeugungen und legt offen und ehrlich Zeugnis seines Glaubens und seiner tiefen Verbundenheit zu Gott ab. Das spirituelle Leben, das er führt, sei auch der Grund, warum er trotz aller Termine keinen Stress verspüre. „Das Wort Stress kommt in der Bibel nicht vor“, argumentiert Egger und ermutigt die Besucher:innen Achtsam die Welt wahrzunehmen und die Natur zu genießen. „Auch das ist Spiritualität“, so Egger.
Das Jahr seiner Genesung empfindet Alexander Egger bis heute als das schönste seines Lebens. „Ich hatte das Gefühl, dass ich mit Gott an meiner Seite alles schaffen kann.“ Nach und nach fielen die Krusten ab und nach einem Jahr war er gesund. Sein Gedanke dazu: „Es ist vollbracht!“ (Joh 19,30) Ein ganz entscheidender Aspekt für seine Genesung sei für ihn die Vergebung gewesen. „Vergeben befreit“, ist Egger überzeugt.
Sein linkes Handgelenk ziert ein Tattoo mit dem Schriftzug „Ich bin Zweiter“. Was hat es damit auf sich? Alexander Egger klärt auf: „Gott ist die oberste Instanz. Wir glauben, wir haben die Dinge unter Kontrolle, aber er steht über uns. Meine Haltung ist: Ich bin der Diener. Wenn Gott uns etwas gibt, sollen wir das nützen um Gutes zu tun“, so der 46-Jährige, der diesen Spruch für sich auch auf seine Mitmenschen umlegt. „Wenn ich Leuten begegne, bin ich immer Zweiter und sie sind Erster. Die Frage muss lauten: Was kann ich für andere tun?“ Daher habe er es sich zur Aufgabe gemacht, zumindest einen Menschen am Tag glücklich zu machen.
Genau diesen Aspekt verfolgt er auch mit seinem neuen Projekt. In seiner Heimat am Wolfgangsee soll ein Mutmach-Center mit dem Namen Graceland entstehen, wo Menschen ermutigt werden sollen, aus ihrem Leben etwas zu machen.
Aus dem KirchenBlatt Nr. 38 vom 17. Oktober 2024. Zum Login der Digital-Ausgabe
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